News
Neuigkeiten und Informationen rund um Veranstaltungen und Aktivitäten in der Gemeinde.
Für Medienanfragen wenden Sie sich bitte per Mail an unsere Geschäftsführerin Isabel Schlerkmann.
Rückblick der IGB auf den European Song Contest 2025
Die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) hat die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen rund um den Eurovision Song Contest 2025 mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt und blickt insgesamt positiv auf die vergangene Woche zurück. Der ESC ist ein internationales Kulturereignis, das für Vielfalt, Respekt und den friedlichen Austausch zwischen Nationen und Gemeinschaften steht – Werte, die auch wir als jüdische Gemeinde aus Überzeugung leben, fördern und unterstützen.
Bereits im Februar hat die IGB zu Spenden für das Projekt «Zurück ins Leben – Nova-Überlebende am ESC» aufgerufen: Junge Überlebende des Nova-Musikfestivals vom 7. Oktober 2023, die ihre Freundin Yuval Raphael zum ESC begleiten wollten, sollten eine würdevolle, stärkende und solidarische Zeit in Basel verbringen können.
Die Resonanz auf unseren Aufruf war überwältigend: Mehr als 12’000 CHF wurden gespendet – sowohl von jüdischen als auch nichtjüdischen Unterstützer:innen. Herzlichen Dank für diese eindrückliche Solidarität! Der geplante Aufenthalt wurde durch diese Mittel sowie dank der grosszügigen Unterstützung weiterer Stiftungen und engagierter Privatpersonen möglich. Ein bewegendes Freitagabendessen fand in der IGB mit rund 150 Gästen statt, darunter Gemeindemitglieder, Freund:innen aus Israel, politische Vertreter:innen und Gemeindepartner:innen, darunter Regierungsrätin Tanja Soland, die israelische Botschafterin Ifat Reshef, SIG-Präsident Ralph Friedländer sowie unsere Jugendbundleiter:innen.
Das gemeinsame Schabbatessen mit den Nova-Überlebenden war geprägt von tiefem Austausch, würdevollen Reden und einer kraftvollen Atmosphäre der Verbundenheit. Der Vater eines Überlebenden sowie eine junge Frau richteten bewegende Worte an die Anwesenden, und Rabbiner Vanzetta fand Worte, die Trost spendeten und Hoffnung gaben. Es war ein Abend, der uns alle in der jüdischen und menschlichen Solidarität näher zusammenbrachte. Am Israel Chai!
Ein weiterer besonderer Moment war der Besuch des jüdischen Leadsängers aus Aserbaidschan beim Schabbatgottesdienst in unserer Synagoge – ein wunderbares Zeichen jüdischer Präsenz und Verbundenheit.
Wir gratulieren Yuval Raphael herzlich zu ihrer herausragenden Darbietung. Ihre Persönlichkeit und ihre Resilienz als Überlebende des 7. Oktober 2023 berühren und beeindrucken uns zutiefst.
Besorgniserregende Vorfälle und klares Bekenntnis zu Offenheit und Respekt
Gleichzeitig haben wir mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass es in Basel rund um den ESC zu mehreren Vorfällen und Demonstrationen gekommen ist: Kundgebungen mit Slogans, deren Wortwahl und Symbolik teilweise antisemitisch konnotiert waren, eine hasserfüllte Drohgeste gegenüber der israelischen Delegation bei der Eröffnung, das Ausbuhen von Regierungspräsident Conradin Cramer sowie eine vereitelte Farbbeutel-Attacke auf die israelische Sängerin Yuval Raphael während des Finales. Diese Vorfälle haben bei vielen Menschen in unserer Gemeinde zu Recht Entsetzen und tiefes Unbehagen ausgelöst.
Wir sind erleichtert, dass die zunächst abgelehnte Standaktion gegen Antisemitismus schliesslich friedlich auf dem Münsterplatz stattfinden konnte. Als jüdische Gemeinschaft mit langer Tradition und tiefen Wurzeln in dieser Stadt stehen wir für eine offene Gesellschaft und respektvollen Dialog. Zugleich erwarten wir klar und unmissverständlich, dass öffentliche Meinungsäusserungen frei von Hass und Hetze bleiben – unabhängig von ihrer politischen oder kulturellen Motivation.
Im Vorfeld der ESC-Woche hatten wir bewusst auf öffentliche Stellungnahmen verzichtet, um unsere Kräfte auf den Schutz unserer Mitglieder und der jüdischen Institutionen zu konzentrieren. Unser ausdrücklicher Dank gilt den kantonalen Behörden für ihre Unterstützung und Zugänglichkeit sowie dem SIG für die Entlastung durch die Übernahme zahlreicher Medienanfragen.
Unsere Gemeinde steht fest hinter den Grundwerten der Schweizer Demokratie: Schutz der Meinungsfreiheit, Wahrung der Würde jedes Menschen und ein friedliches Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen. Gleichzeitig bekennen wir uns klar, sichtbar und stolz zu unserer jüdischen Identität. Jüdisches Leben gehört zu Basel – heute, morgen und in Zukunft.
Blick nach vorne
Nach dem Eurovision Song Contest kehren wir gestärkt zurück zu einem selbstbewussten, lebendigen und sichtbaren jüdischen Leben in Basel. Wir danken allen, die in dieser herausfordernden Zeit an unserer Seite standen und uns durch Worte, Taten oder Gedanken unterstützt haben. Wir bleiben fest verankert im Leben dieser Stadt – sichtbar und voller Stolz.
Replik auf den Bajour-Kommentar „Ein rein politischer Entscheid“
Die Replik bezieht sich auf diesen Artikel: Ein rein politischer Entscheid — Bajour
Sehr geehrte Bajour-Redaktion
Wir sind tief erschüttert über den veröffentlichten Kommentar im Bajour zur Aberkennung des Kulturförderpreises an Leila Moon. Der Beitrag liest sich wie eine Verteidigungsschrift, die weder den Kern des Problems noch die eigentlichen Hintergründe sachgerecht erfasst. Die Argumentation erweckt den Eindruck, dass Sie den Vorwurf des Antisemitismus leichtfertig als rein politisch motivierten Angriff abtun. Eine derart einseitige Darstellung ist nicht nur problematisch, sondern wird der Komplexität des Themas in keiner Weise gerecht.
Sie bemühen sich, den Boykott von Künstlerinnen, die nicht der politischen Haltung von Leila Moon entsprechen, als legitime Kritik an der israelischen Regierung darzustellen. Dabei ignorieren Sie, dass es sich hierbei um diskriminierende Ausschlusspraktiken handelt, die in BDS-Verfahren verwurzelt sind. Wenn Künstlerinnen aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit oder ihrer (unterstellten) politischen Haltung ausgegrenzt werden, ist das ein Angriff auf die Grundprinzipien der Kunstfreiheit. Diese Praktiken pauschal als unpolitisch zu deklarieren, ist schlichtweg falsch.
Ihre Behauptung, die Aberkennung des Preises sei ein „rein politischer Entscheid“, unterschlägt die moralische Verantwortung, die eine solche Auszeichnung mit sich bringt. Preise im Kulturbereich sollen integrativ wirken, nicht spalten. Die Kritik von Organisationen wie der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft oder auch politischen Akteur*innen basiert auf konkreten Aussagen und Handlungen von Leila Moon, die nicht einfach als persönliche Meinung abgetan werden können. Es geht nicht darum, Israelkritik zu unterbinden, sondern antisemitische Rhetorik und Boykottaufrufe zu hinterfragen.
Ihre selektive Einbindung von Expertenmeinungen, insbesondere von Hans Stutz und Evelyne Schmid, verzerrt den Diskurs. Sie zitieren Aussagen, die den Vorwurf des Antisemitismus entkräften sollen, gehen aber kaum auf die Kritikpunkte ein, die von anderen Seiten vorgebracht wurden. Dass Leila Moon gezielt Künstler*innen boykottiert, die sie nicht als ihre Verbündeten sieht, ist keine neutrale Meinungsäusserung, sondern ein diskriminierendes Handeln.
Sie stellen die Frage, ob eine „Gesinnungsprüfung“ vor einer Preisvergabe stattfinden sollte. Aber ist es nicht vielmehr eine Selbstverständlichkeit, dass eine Jury im Vorfeld sicherstellt, dass die Preisträger*innen die Werte der Auszeichnung auch tatsächlich repräsentieren? Vernetzende Arbeit, wie sie bei diesem Preis gewürdigt werden soll, steht in klarem Widerspruch zu den spaltenden und ausschliessenden Praktiken, die Leila Moon an den Tag legt.
Ihr Kommentar hat das Potenzial, die Debatte unnötig zu polarisieren, statt eine differenzierte Auseinandersetzung zu fördern. Als erfahrene Journalistin sollte Valerie Wendenburg wissen, dass Antisemitismus nicht nur ein politisches Schlagwort ist, sondern ein ernstzunehmendes Phänomen, das in der öffentlichen Debatte mit der nötigen Sensibilität behandelt werden muss. Ihre pauschale Ablehnung der Kritik trägt jedoch zur Verharmlosung antisemitischer Tendenzen bei.
Als Journalistin, die jüdische Themen oft unterstützt und mit Feingefühl begleitet hat, enttäuscht uns die einseitige Darstellung von Frau Wendenburg in diesem Fall massiv.
Wir hätten von Ihnen erwartet, dass Sie in dieser sensiblen und wichtigen Debatte für eine differenzierte Auseinandersetzung sorgen – gerade im Wissen um die aktuell brisante und extrem herausfordernde Zeit für unsere Gemeinde.
Freundliche Grüsse
Im Namen der IGB
Präsidium und Geschäftsführung
Steffi Bollag
Philippe Nordmann
Daniel Kravtschenko
Isabel Schlerkmann
Reli-Kursangebot 2024/25
Im Religionsunterricht der IGB stärken Kinder und Jugendlichen ihre jüdische Identität und ihre Verbundenheit mit dem Judentum und Israel durch das Kennenlernen der Geschichte, der Bedeutung der Feiertage, der Traditionen und Gesetze. Feiertagsprogramme und andere kursbegleitende Events fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und lassen die Kinder und Jugendlichen das Judentum aktiv erleben.
Neben verschiedenen Kursangeboten kann man sich ab sofort auch für den neuen Bat/Bar Mizwa-Kurs für die Jahrgänge 2023/2013 anmelden.